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Multiplex Twinjet

Ein typischer Vertreter der Gattung "Schaumwaffel". Mich hat das Kistchen interessiert weil ich ein schnell zu bauendes, gut aussehendes und gut fliegendes Modell wollte. Einfach und unkompliziert zu transportieren und zu fliegen. Mit Elektrofliegerei hatte ich bis dato nix am Hut. Also auch hier nicht so anspruchsvoll bitte schön.

Der Twin Jet von Multiplex war genau das Richtige. Bestellt habe ich die "Racer's Edition, Blue Shark" für € 97,- beim himmlischen Höllein. Das war am 18.06.2002. Im Kasten enthalten sind 2 Permax 480, Günther Props, Kabelsatz und ein Dekorbogen.

Komplettiert wurde alles mit der Lieferung von Jobotec. Enthalten waren ein Schulze Steller slim-40beq und zwei sauber verlötete Inlinepacks mit 8 Sanyo RC2400 samt Hochstromstecker.

Bau und Ausbau

Alles nach Plan. Bis auf den Einbau des Stellers. Ich wollte den Steller möglichst weit weg vom Empfänger positionieren und habe mich deshalb dazu entschieden ihn in die hintere Rumpfabdeckung zu bauen.

Dazu musste ich den Deckel etwas aushöhlen sonst wäre der Regler dem Akku im Weg gewesen. Der Deckel wird später auf den Rumpf aufgeklebt und hat genug "Futter" um mit einem scharfen Balsamesser einen Raum für den Steller zu schaffen.

Auf den folgenden Bildern sieht man sehr gut die Unterbringung im Deckel und wie das ganze auf das Modell passt.

Aushöhlung im hinteren Rumpfdeckel

Nachdem der letzte Tropfen dickflüssiger Sekundenkleber gehärtet war habe ich noch den Dekorbogen verwurstet und dann war das Wochenende auch schon vorbei. Um das Design noch ein wenig gefälliger zu gestalten habe ich den Flieger mit wasserfesten Stiften der Edding-Serie verfeinert.

Fliegen

Morgens den Twinjet samt Akkus ins Auto gepackt und erstmal zur Arbeit gefahren. 16:15 dann den Entschluß gefasst es mal schnell zu versuchen. Also raus aus dem Büro ("Ich geh mal kurz was einkaufen") und raus aus dem Industriegebiet aufs nahe gelegene Land mit reichlich Kornfeldern. Falls der Start schief geht, dann fällt er eben ins hohe Korn. Er darf halt nur nicht in zu großer Entfernung rein fallen. Sonst geht die Sucherei und anschließend die Juckerei los.

Das Auto bei der Landstrasse in einem Feldweg geparkt und dann ein wenig gelaufen. Der Feldweg ist eine Sackgasse und endet irgendwo mitten im Kornfeld. Der Wind steht genau richtig. Kommt übers Feld und genau entlang des Weges. Genial! Wenn die Landung klappt kann ich den Twinjet ins weiche Gras mitten auf dem Feldweg steuern. Wenn...

Ich hatte mal einen Segler namens Gamma von Robbe. Keine Ahnung wieviel Jahre das schon wieder her ist. Der hatte keinen Regler. Nur einen Schalter. Ohne BEC usw. Also kann ich nicht gerade sagen das ich mit dem Elektroflug erfahren wäre. Und nun so eine schnittig aussehende Schaumwaffel die von weiter weg betrachtet auch tatsächlich als Jetmodell durchgehen könnte. Ein wenig Bammel hatte ich da schon. Die ganzen letzten Jahre bin ich ja nur noch reine Segler geflogen.

Na gut, Sender an, Antenne raus, Akku an den Regler. Kurz noch den Drosselweg erkennen lassen und schon kanns losgehen. Wirklich?
Noch ein prüfender Blick auf das Feld vor mir. (Wirklich kein Baum in der Nähe? Die springen ja so gern in die Flugbahn...)
Alles klar. Wind stimmt auch. Bisschen viel vielleicht. Und auch ein bisschen ruppig. Aber gut. Ich habe ja (fast) nichts zu verlieren.

Gas mit der linken Hand auf voll, Hand zurück ans Höhenruder und mit ein paar Schritten wird er dann mit der Rechten kräftig geworfen. War wohl etwas zu kräftig. Hab ihn dabei ein bisschen verrissen und schon fliegt er in 2m Höhe in Messerfluglage davon. Das war schnell zu korrigieren. Dann noch schnell die Trimmung auf tiefer, noch tiefer, noch tiefer... Anschlag. Hmmm. Mit laufenden Motoren steigt er dann immer noch leicht.
So. Und was macht der vernünftige Modellflieger jetzt? Erstmal auf Höhe gehen usw...
Nach dem ersten Vollkreis war aber schon klar, das das Fliegerchen wirklich keinerlei Probleme bereitet. Also gleich mal das tun, was dem Jet-mässigen Aussehen am besten steht. Speedvorbeiflüge mit anschliessender hochgezogener Steilkurve. Das macht Spaß!

Und dann schaun mer mal was noch so alles drin ist.
Also vom Steigen bin ich ein bisschen enttäuscht. Ich dachte der geht steiler weg mit den 480ern. Nicht das man Probleme hätte hochzukommen, aber ein bissel mehr hätts ruhig sein dürfen. Viel mehr als ca. 25° Dauersteigflug ist nicht drin. Da frag ich mich ob das Fliegen mit der Standardausstattung, also mit den 400ern, überhaupt Spass macht.

So, nun aber doch mal das Abrissverhalten testen. Motor aus. Nase langsam hoch. Und noch mehr Höheruder und noch und noch und Anschlag. Und jetzt? Bisschen mit Querruder nachhelfen... Nix. Sackt einfach durch.
Das ist mir fast zu gutmütig. Den kann ja jeder fliegen...
Also da ist bestimmt noch jede Menge Luft für den Schwerpunkt. Werde ich bei den nächsten Flügen mal testen.

So, nun nochmal nach oben und Motor aus. Mal sehen, wie man den Landeanflug einteilen muss.
Da staun ich aber. Ich dachte mit den beiden Leitwerken und den beiden Güntherprops kommt das Ding schneller Richtung Korn. Das dauert ja ewig bis man die Höhe im Segelflug abgleitet. Also doch mal mit drücken etwas nachhelfen. Argh. Zuviel. Und nochmal durchstarten. Weitere Kurve und nochmal ran. Diesmal mit Schleppgas und viel tiefer.
Super, so kann man sichs perfekt einteilen. Nochmal ganz ohne Motor probieren. Rum, anfliegen, ok, passt. Und wieder Gas rein und hoch mit dem Blauling. Durch den böigen Wind pendelt der Twinjet manchmal ein wenig um die Hochachse. Und das trotz der grossen Doppelseitenleitwerke. Naja. Er macht das ja nicht ständig.

Wieder oben angekommen wird mal das Rollverhalten getestet. Yiiieehaaaa! Das macht Laune! Ziemlich fix um die Längsachse. Aber wenn man das längere Zeit machen will muss man immer kräftig Tief drücken wenn er auf dem Rücken liegt. Sonst wird die Flugbahn ballistisch. Dadurch sehen die Rollen dann aber fassig aus.
Wie schon gesagt... Ich werde den Schwerpunkt nochmal an anderen Stellen testen. Vielleicht gehts dann noch besser.
Rückenflug ist auch kein Problem. Aber auch hier ist kräftiges Drücken angesagt.
Looping? Kein Thema. Auch ohne Anlauf kann man ihn rumwürgen. Mit etwas Anlauf siehts dann schon viel schöner aus. Rund und weit. So solls sein. Jet-like eben.

So, nun wird aber so langsam der Akku müde. Die Motörchen klingen schon etwas gequälter. Zeit für die Landung. Der erste Anflug kam wieder etwas zu hoch. Schnell noch eine tiefe Ehrenrunde übers Korn und dann längs des Feldwegs. Und im geradelegen aus der Kurve schaltet der Regler die Motoren endgültig aus. Ich fliege auf mich zu und lande leider mit einer Fläche kurz vorm Aufsetzen im Korn. Na gut, nicht schön, aber sicher gelandet.

Und was meint die Uhr? Fast 9 Minuten? Hm. ich habe die Uhr leider zu spät gestartet. Also ca. 1 Minute muss ich noch addieren. 10 Minuten Flugzeit. Ausschliesslich Vollgas oder Segelflug ohne Motor.
Ich dachte, da ist weniger drin. Welch' positive Überraschung! Und schnell noch den 2. Akkus leerpusten und nix wie zurück. Die Arbeit wartet ja...

Wie schnell ist denn der eigentlich?

Mit der Form und dem Aussehen sieht der Twin-Jet schneller aus als er nun wirklich ist. Aber schnell ist ja relativ. Mir wars letztendlich egal bis zu dem Zeitpunkt an dem mich mein Freund Niels auf seinen Trance aufmerksam machte. In den hatte er ein Garmin ETREX GPS eingebaut um die Geschwindigkeit messen zu können. Und dieses GPS in Handygröße passte auch mit Ach und Krach in meinen Twin-Jet rein.

Naja, nicht so ganz, aber mein Freund und Arbeitskollege Klaus hatte noch einen straffen Flächengummi dabei mit dem ich die Kabinenhaube meiner Schaumwaffel in einigermassen windschnittige Form zwang. Jetzt passte es. Ich musste nur noch einen Flug machen. Um später auch eine Zahl auf dem GPS ablesen zu können die im 3-stelligen Bereich liegt habe ich erstmal Höhe geholt und die Kiste dann ordentlich angeheizt. Gleich nach dem ersten Speedflug kam die Landung. Schnell den Deckel auf und das GPS rausgezogen und... und... und...

Och neeee. Beim reindrücken des GPS habe ich wohl das kleine Ding ausgeschaltet. Tja. Dumm gelaufen... Also noch ein Versuch. Und im zweiten Anlauf klappte alles (bis auf die Landung ;-) ). 135 km/h standen auf dem Display. Subjektiv beurteilt war der erste Versuch schneller, aber eben leider ohne Messung. Ich habe später noch eine Frequenzanalyse des Sounds (Doppler-Effekt) mit dem Programm WAVEosSCOPE gemacht und das ergab in etwa die gleiche Geschwindigkeit. Ich denke die Messmethode mit dem GPS funktioniert sehr gut!

Zuuufällig hatte ich auch meine Videokamera dabei. Aus dem Ereignis habe ich dann noch einen kleinen Film gemacht, den sich der geneigte Leser gerne mal zu Gemüte führen kann.

Schlußwort

Feines Modell für den unkomplizierten Flugspaß mit Jet-feeling. Kann ich nur empfehlen!


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