Nachdem der letzte Tropfen dickflüssiger
Sekundenkleber gehärtet war habe ich noch den Dekorbogen
verwurstet und dann war das Wochenende auch schon vorbei.
Um das Design noch ein wenig gefälliger zu gestalten
habe ich den Flieger mit wasserfesten Stiften der Edding-Serie
verfeinert.
Fliegen
Morgens den Twinjet samt Akkus ins Auto gepackt und erstmal
zur Arbeit gefahren. 16:15 dann den Entschluß gefasst
es mal schnell zu versuchen. Also raus aus dem Büro ("Ich
geh mal kurz was einkaufen") und raus aus dem Industriegebiet
aufs nahe gelegene Land mit reichlich Kornfeldern. Falls der
Start schief geht, dann fällt er eben ins hohe Korn.
Er darf halt nur nicht in zu großer Entfernung rein
fallen. Sonst geht die Sucherei und anschließend die
Juckerei los.
Das Auto bei der Landstrasse in einem Feldweg geparkt und
dann ein wenig gelaufen. Der Feldweg ist eine Sackgasse und
endet irgendwo mitten im Kornfeld. Der Wind steht genau richtig.
Kommt übers Feld und genau entlang des Weges. Genial!
Wenn die Landung klappt kann ich den Twinjet ins weiche Gras
mitten auf dem Feldweg steuern. Wenn...
Ich hatte mal einen Segler namens Gamma von Robbe. Keine
Ahnung wieviel Jahre das schon wieder her ist. Der hatte keinen
Regler. Nur einen Schalter. Ohne BEC usw. Also kann ich nicht
gerade sagen das ich mit dem Elektroflug erfahren wäre.
Und nun so eine schnittig aussehende Schaumwaffel die von
weiter weg betrachtet auch tatsächlich als Jetmodell
durchgehen könnte. Ein wenig Bammel hatte ich da schon.
Die ganzen letzten Jahre bin ich ja nur noch reine Segler
geflogen.
Na gut, Sender an, Antenne raus, Akku an den Regler. Kurz
noch den Drosselweg erkennen lassen und schon kanns losgehen.
Wirklich?
Noch ein prüfender Blick auf das Feld vor mir. (Wirklich
kein Baum in der Nähe? Die springen ja so gern in die
Flugbahn...)
Alles klar. Wind stimmt auch. Bisschen viel vielleicht. Und
auch ein bisschen ruppig. Aber gut. Ich habe ja (fast) nichts
zu verlieren.
Gas mit der linken Hand auf voll, Hand zurück ans Höhenruder
und mit ein paar Schritten wird er dann mit der Rechten kräftig
geworfen. War wohl etwas zu kräftig. Hab ihn dabei ein
bisschen verrissen und schon fliegt er in 2m Höhe in
Messerfluglage davon. Das war schnell zu korrigieren. Dann
noch schnell die Trimmung auf tiefer, noch tiefer, noch tiefer...
Anschlag. Hmmm. Mit laufenden Motoren steigt er dann immer
noch leicht.
So. Und was macht der vernünftige Modellflieger jetzt?
Erstmal auf Höhe gehen usw...
Nach dem ersten Vollkreis war aber schon klar, das das Fliegerchen
wirklich keinerlei Probleme bereitet. Also gleich mal das
tun, was dem Jet-mässigen Aussehen am besten steht. Speedvorbeiflüge
mit anschliessender hochgezogener Steilkurve. Das macht Spaß!
Und dann schaun mer mal was noch so alles drin ist.
Also vom Steigen bin ich ein bisschen enttäuscht. Ich
dachte der geht steiler weg mit den 480ern. Nicht das man
Probleme hätte hochzukommen, aber ein bissel mehr hätts
ruhig sein dürfen. Viel mehr als ca. 25° Dauersteigflug
ist nicht drin. Da frag ich mich ob das Fliegen mit der Standardausstattung,
also mit den 400ern, überhaupt Spass macht.
So, nun aber doch mal das Abrissverhalten testen. Motor aus.
Nase langsam hoch. Und noch mehr Höheruder und noch und
noch und Anschlag. Und jetzt? Bisschen mit Querruder nachhelfen...
Nix. Sackt einfach durch.
Das ist mir fast zu gutmütig. Den kann ja jeder fliegen...
Also da ist bestimmt noch jede Menge Luft für den Schwerpunkt.
Werde ich bei den nächsten Flügen mal testen.
So, nun nochmal nach oben und Motor aus. Mal sehen, wie man
den Landeanflug einteilen muss.
Da staun ich aber. Ich dachte mit den beiden Leitwerken und
den beiden Güntherprops kommt das Ding schneller Richtung
Korn. Das dauert ja ewig bis man die Höhe im Segelflug
abgleitet. Also doch mal mit drücken etwas nachhelfen.
Argh. Zuviel. Und nochmal durchstarten. Weitere Kurve und
nochmal ran. Diesmal mit Schleppgas und viel tiefer.
Super, so kann man sichs perfekt einteilen. Nochmal ganz ohne
Motor probieren. Rum, anfliegen, ok, passt. Und wieder Gas
rein und hoch mit dem Blauling. Durch den böigen Wind
pendelt der Twinjet manchmal ein wenig um die Hochachse. Und
das trotz der grossen Doppelseitenleitwerke. Naja. Er macht
das ja nicht ständig.
Wieder oben angekommen wird mal das Rollverhalten getestet.
Yiiieehaaaa! Das macht Laune! Ziemlich fix um die Längsachse.
Aber wenn man das längere Zeit machen will muss man immer
kräftig Tief drücken wenn er auf dem Rücken
liegt. Sonst wird die Flugbahn ballistisch. Dadurch sehen
die Rollen dann aber fassig aus.
Wie schon gesagt... Ich werde den Schwerpunkt nochmal an anderen
Stellen testen. Vielleicht gehts dann noch besser.
Rückenflug ist auch kein Problem. Aber auch hier ist
kräftiges Drücken angesagt.
Looping? Kein Thema. Auch ohne Anlauf kann man ihn rumwürgen.
Mit etwas Anlauf siehts dann schon viel schöner aus.
Rund und weit. So solls sein. Jet-like eben.
So, nun wird aber so langsam der Akku müde. Die Motörchen
klingen schon etwas gequälter. Zeit für die Landung.
Der erste Anflug kam wieder etwas zu hoch. Schnell noch eine
tiefe Ehrenrunde übers Korn und dann längs des Feldwegs.
Und im geradelegen aus der Kurve schaltet der Regler die Motoren
endgültig aus. Ich fliege auf mich zu und lande leider
mit einer Fläche kurz vorm Aufsetzen im Korn. Na gut,
nicht schön, aber sicher gelandet.
Und was meint die Uhr? Fast 9 Minuten? Hm. ich habe die Uhr
leider zu spät gestartet. Also ca. 1 Minute muss ich
noch addieren. 10 Minuten Flugzeit. Ausschliesslich Vollgas
oder Segelflug ohne Motor.
Ich dachte, da ist weniger drin. Welch' positive Überraschung!
Und schnell noch den 2. Akkus leerpusten und nix wie zurück.
Die Arbeit wartet ja...
Wie schnell ist denn der eigentlich?
Mit der Form und dem Aussehen sieht der Twin-Jet schneller
aus als er nun wirklich ist. Aber schnell ist ja relativ.
Mir wars letztendlich egal bis zu dem Zeitpunkt an dem mich
mein Freund Niels auf seinen Trance
aufmerksam machte. In den hatte er ein Garmin ETREX GPS eingebaut
um die Geschwindigkeit messen zu können. Und dieses GPS
in Handygröße passte auch mit Ach und Krach in
meinen Twin-Jet rein.
Naja, nicht so ganz, aber mein Freund und Arbeitskollege
Klaus hatte noch einen straffen Flächengummi dabei mit
dem ich die Kabinenhaube meiner Schaumwaffel in einigermassen
windschnittige Form zwang. Jetzt passte es. Ich musste nur
noch einen Flug machen. Um später auch eine Zahl auf
dem GPS ablesen zu können die im 3-stelligen Bereich
liegt habe ich erstmal Höhe geholt und die Kiste dann
ordentlich angeheizt. Gleich nach dem ersten Speedflug kam
die Landung. Schnell den Deckel auf und das GPS rausgezogen
und... und... und...
Och neeee. Beim reindrücken des GPS habe ich wohl das
kleine Ding ausgeschaltet. Tja. Dumm gelaufen... Also noch
ein Versuch. Und im zweiten Anlauf klappte alles (bis auf
die Landung ;-) ). 135 km/h standen auf dem Display. Subjektiv
beurteilt war der erste Versuch schneller, aber eben leider
ohne Messung. Ich habe später noch eine Frequenzanalyse
des Sounds (Doppler-Effekt) mit dem Programm WAVEosSCOPE
gemacht und das ergab in etwa die gleiche Geschwindigkeit.
Ich denke die Messmethode mit dem GPS funktioniert sehr gut!
Zuuufällig hatte ich auch meine Videokamera dabei. Aus
dem Ereignis habe ich dann noch einen kleinen Film gemacht,
den sich der geneigte Leser gerne mal zu Gemüte führen
kann.

Schlußwort
Feines Modell für den unkomplizierten Flugspaß
mit Jet-feeling. Kann ich nur empfehlen!
Letzte Aktualisierung:
30.08.2003
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