Teasy von Steinhardt
Ein Bericht von 1998

Geburtstag! Und dann einen Teasy wie gewünscht von seiner Liebsten
geschenkt bekommen. Da kann kein anderes Geschenk mehr gegen anstinken.
Und schon gar nicht dann, wenn man den Karton geöffnet und ein Auge
auf die Innereien geworfen hat. Dazu kann ich nur sagen: vom Feinsten!
Qualität läßt fast keine Wünsche offen. Der Teasy kam ursprünglich
von Acki-Modellbau und wurde dann von Steinhardt übernommen. Vor
ewigen Jahren schon gab es einmal einen Testbericht in einer Zeitschrift
über den Teasy. Seither geisterte mir der Vogel im Kopf herum. Bis
letztes Jahr stand aber die Schwalbe von Beinecke in meinen Diensten
und deswegen hatte ich keinen Bedarf nach einem weiteren Modell
in dieser Größenordnung. Nun, da die Schwalbe von mir gegangen (bzw.
geflogen [Na Gerd, am Westhang absaufen ist ziemlich blöd, was?])
war, gab es keinen Grund mehr noch weitere Jahre zu warten. Der
Teasy mußte her.
Die Wahl viel eigentlich nur aus 3 Gründen auf den Teasy:
- Ich konnte mich daran erinnern, das der Testbericht ziemlich
gut war, den ich vor Ewigkeiten mal gelesen hatte.
- Der Teasy hat genau die Geometrie und die optischen Eigenschaften,
die mir gefallen und
- sagte der Herstellerprospekt (lose Kopiensammlung) und mein
Gefühl mir, das ich mir jetzt genau diesen Hangdübel ziehen muß.
Modell: |
Teasy |
Spannweite |
2300 mm |
Länge: |
1220 mm |
Profil: |
HQ 1.5/9 |
Flächeninhalt: |
44 qdm |
Gewicht: |
1650 Gramm |
Hersteller: |
Steinhardt Modellbau |
Preis
(1998): |
Preis DM 259,- |
Der Bau
Geht recht schnell vonstatten und macht Spaß. Der Teasy ist weder
ein ARF-Modell, noch eines dieser Teile, die in kleinen Tüten kommen
und nur bei geschlossenem Fenster und Windstille geöffnet werden
dürfen, weil sonst gleich ein Fünftel fehlt. Also es kann mal wieder
so richtig gebaut werden, ohne allerdings Centuren an einzelnen
Baugruppen verschwenden zu müssen. Man sieht einfach, das was voran
geht, wenn man den Teasy baut.
Der
Rumpf kommt weiß eingefärbt aus dem Baukasten. Ziemlich stabil das
Teil. Naht ist sichtbar und kann, muß aber nicht nachbearbeitet
werden. Es soll trotzdem Leute geben, die sowas machen... Da ich
das Gerät größtenteils am Hang einsetzen werde, muß der Rumpf aber
auch nicht wunder-wunderschön sein, er muß einfach was aushalten.
Und das kann er, wie ich später noch leidlich erfahren mußte...
Das Teil mit der schlechtesten Qualität war bei meinem Baukasten
die Kabinenhaube. Sah so aus, als sei sie aus der Form gebissen
worden. Nach anpassen an den Rumpf, durch passend schleifen, bleibt
aber keine Spur davon zurück. Sah also nur schlimm aus, war es aber
gar nicht. Also kann auch da der Gütezeichenstempel drauf. In den
Rumpf kommt dann noch das Servobrettchen und die Bowdenzüge. Ich
habe mich für die Züge entschieden, da ich das V-Leitwerk auch mit
Seitenruderfunktion ausstatten wollte. Kann ich auch empfehlen.
Lohnt sich beim turnen. Die
Halterung für das V-Leitwerk besteht aus 2 V-Stahldrähten, die noch
angepaßt und eingeklebt werden müssen. Aus Stabilitätsgründen (mehr
Klebefläche) habe ich in die Ruder des Leitwerks, GFK-Ruderhörner
geklebt. Diese wurden dann geschlitzt, damit ich eine Schraube längs
einharzen kann, die dann wiederum den Kugelkopf für die Anlenkung
hält. Das ist schön stabil und sieht auch noch gut aus, oder? (siehe
Bild rechts)
Die Flächen sind super. Abachibeplankung mit fertig verschliffener
Nasenleiste. Die Querruder sind in der Fläche bereits verkastet,
sprich es wurde im Bereich der Querruderausfräsung schon eine Balsaleiste
eingeklebt. Das vereinfacht die Sache auch erheblich. Nur rechts
und links abtrennen und das war's. Man kann die Ruder außen noch
mit Holz verschließen, das ist aber nur was für den Hardcore-Ästheten.
Der pragmatisch veranlagte kann gleich das Finish seiner Wahl aufbringen.
Von wegen Sorgen bei der Torsionssteifigkeit der Querruder... Keine
Sorge! Die sind stabil genug. Ich habe die Ruder jedenfalls nicht
schwächeln sehen. Flatterfest sind die auch ohne seitliche Verkastung.
Die Qualität der verschliffenen Flächen ist dermaßen gut, das man
nicht einmal mehr nachschleifen muß, was ich dann auch nicht getan
habe. Bespannt wurde mit Orastick. In die Fläche passen herkömmliche
Mini-Servos bis 13mm Dicke ohne Probleme. Da ich gerne mit den Querrudern
in Wölbstellung fliegen wollte überlegte ich mir die Ruder ein wenig
zu verlängern. Zwischen Rumpf und Anfang Querruder liegen immerhin
ca. 27 unbewegliche Zentimeter. Nach Rücksprache mit Herrn Steinhardt
habe ich das dann aber so belassen wie in der Bauanleitung vorgesehen.
Er meinte, daß die Querruderwirkung auf jeden Fall ausreicht und
auch beim Wölben keine Wünsche offen bleiben sollten. Im Nachhinein:
ersteres Ja, zweiteres vielleicht... Ausprobiert habe ich es nicht
mehr, aber vom Gefühl her könnte da vielleicht noch etwas Leistung
herausgeholt werden, wenn die Wölbung über die ganze Fläche ginge...
Nicht das der Teasy es nötig hätte, aber ich reize gerne das mit
geringen Mitteln machbare aus. Vielleicht könnte man den Teasy ja
auch mal mit 'ner 2-Klappen-Fläche probieren?
Die Messingrohre zur Aufnahme des Flächenrundstahls sind schon fertig
eingeklebt. Lediglich die hinteren Arretierungsröhrchen mußte ich
noch ein wenig anpassen. Sogar der Randbogen ist schon fertig.
Das
Leitwerk ist auch mit Abachi beplankt, hat aber leider nur eine
Nasenleiste aus Balsaholz. Die ist ebenso wie die Tragfläche auch
fertig verschliffen. Bei meinem Exemplar war das Balsa etwas zu
platt an der Spitze verschliffen, so daß ich da doch noch mal Hand
anlegte und das Ganze wieder ein wenig runder machte. Bei den Leitwerksteilen
habe ich dann auch mal den Tip mit der Harztränkung ohne Matte versucht.
Also einfach nur mit Schaumstoffrolle satt einrollen, ohne das sich
Seen bilden. Aushärten lassen und normal verschleifen. Ich habe
das einfach mit 320er Papier gemacht. Also relativ grob, aber das
langt auch. Danach kam dann Orastick drauf. Das klappt so gut, das
ich die Technik bei folgenden Modellen beibehalten werde.
Die Vorteile: Die Oberfläche wird unempfindlicher für bleibende
Eindrücke. Selbst die Balsanasenleiste ist jetzt so fest wie die
Abachileiste der Tragfläche. Außerdem klebt das Orastick auf diesem
Untergrund supergut. Und last but not least: Man bekommt eine wunderschöne,
glatte und homogene Oberfläche. Es geht viel schneller als das mit
Harz, Matte und Lack der Fall wäre, aber das Resultat ist stabilitätsbezogen
vergleichbar. Von der Oberfläche her kann man Lack davon nur unterscheiden,
wenn man ganz nah dran geht.
Die
kniffligste Arbeit am Teasy, gleichzeitig aber auch die Lohnendste,
war der Einbau von automatischen Verbindungssteckern für die Tragflächenservos.
Blöd, einfach nur deswegen, weil beim Teasy, konstruktionsbedingt,
die Servokabel hinter dem Flächenstahl aus der Tragfläche kommen.
An der Fläche ist das kein Problem, aber im Rumpf. Zumindest dann,
wenn man das Messingrohr für den Flächenstahl schon eingeharzt hat...
Dann muß man durch die Kabinenhaube am Messing vorbei in den Rumpf
fummeln. Für den Modellfliegenden Gynäkologen vielleicht kein Problem,
für den ungeschmeidigen Computerhippie schon. Aber letztendlich
habe ich auch das geschafft und der Auf- und Abbau des edlen Fluggeräts
ist so in Sekunden zu bewerkstelligen. Verwendet wurden im Übrigen
die Stecker von Graupner. In den Tragflächen sitzen die Kupplungen
fest. Im Rumpf ist nur der Rahmen fest. Der Stecker kann herausgezogen
werden. Damit sollten auch keine Kontaktprobleme entstehen, wenn
die Fläche mal arbeitet...
Die Flächen sind übrigens irre stabil... Der Holm geht auf jeder
Seite bis 45cm weit in die Fläche hinein. Warum ich das weiß...
Später mehr. ( Da gibt's gar nix zu grinsen!)
Den Teasy hatte ich ja, wie schon gesagt, als Schwalbe-Nachfolger
vorgesehen. Allroundmodell zum derben Heizen, genüßlichen Thermikschnüffeln
und knackigem Rumkaspern mit allen möglichen und unmöglichen Knüppelstellungen.
Somit hatte ich auch einiges an Erwartung die der Teasy erfüllen
mußte. Der Teasy hat meine Erwartungen in jeder Hinsicht übertroffen!
Ich hatte noch kein Modell bis 3m SPW, das vergleichbar gut ging.
Der Teasy ist innerhalb von wenigen Flugstunden zum absoluten Liebling
in meinem Flugpark avanciert.
Das Ding hat durch die Geometrie einfach ein heißes Erscheinungsbild
und er fliegt eben auch so wie er aussieht. Schnell, ruhig, energiegeladen,
elegant. Die Querruderwirkung ist astrein. Rollen kommen schön schnell
und sauber. Ein bißchen Differenzierung hilft, aber es geht auch
ohne. Sehr exakt zu fliegen das Teil! Nur an das Höhenruder mußte
ich mich ein wenig gewöhnen. Da sollte schon etwas beherzter reingeknüppelt
werden. Meine anderen Modelle sind hektischer auf Höhenruder. Der
Teasy ist da eher die Ruhe selbst. Bleibt auch brav in jedem vorgegebenen
Winkel, vorausgesetzt der Schwerpunkt stimmt. Den habe ich übrigens
auf den vorderen Bereich laut Bauanweisung gelegt und dann auch
nicht mehr verändert. Hat wunderbar gepaßt! Damit zieht der Teasy
sauber seine Bahn und fliegt in allen Lagen neutral.
Mein Teasy kam flugfertig auf 1785g. Das ist zwar über der Herstellerangabe,
aber er macht damit den Eindruck als verkraftet er auch noch Gewichte
von über 2kg. Auf größere Strecken kommt einem der große Geschwindigkeitsbereich
entgegen. Das Modell kann man wunderschön laufen lassen. Auf dem
Rücken fühlt er sich genauso wohl wie in Normalfluglage. Mit gewölbten
Querrudern kann der Teasy effizient langsam fliegen. Querruder nach
oben erleichtern das Landen. Nur das Gegenmoment muß mit Höhenruder
kompensiert werden. Mit Querrudern in Wölbstellung nimmt der Teasy
die Nase runter. Querruder nach oben und die Nase geht hoch. Die
Mischungen habe ich mir dann auf einen Schalter fertig programmiert.
Langsamflug - Neutral - Rückenflug. Für den Langsamflug werden die
Querruder 50% nach unten gefahren und 20% Höhenruder dazu gemischt.
Damit läßt es sich vorzüglich in kleinen Bärten kurven. Mit Seitenruder
muß fast gar nicht gesteuert werden. Auch die Querruder werden beim
kurbeln selten angefaßt. Er läßt sich prima mit der Höhe halten.
Die Neutralstellung benutze ich zum Hangkanten schaben, für Kunstflug
und für Strecke. Und wenn ich den Teasy auf den Rücken lege schalte
ich an der Fernsteuerung den Schalter in die Rückenflugstellung.
Querruder 50% nach oben und 40% Tiefenruder werden dann automatisch
eingestellt. Damit kann der Teasy nicht nur publikumswirksam auf
dem Buckel an der Kante langgezogen werden, sondern er kann damit
auch noch anderen Modellen, die sich in Normalfluglage bewegen,
im Aufwind wegsteigen. Ein Hoch auf Herrn Quabeck! Das HQ1.5/9 ist
ein tolles Profil! Durch die Spannweite von 2,3m kann man den Teasy
auch mal weiter wegbewegen, ohne ihn gleich aus den Augen zu verlieren.
Nur wenn man ihn in frontal von Vorne oder direkt von Hinten in
einiger Entfernung erkennen muß, kann man durch die sehr schlanke,
flache Silouhette Probleme bekommen.
Nach
einigen Tagen heller Flugbegeisterung auf der Wasserkuppe kam dann,
was nun wirklich nicht hätte kommen müssen... Weiherberg war angesagt.
(Klasse Hang mit schön definierter Kante und reichlich Platz zum
landen und außen landen). Wir flogen mal wieder im Pylonrennstil
den Hang entlang. Es war kaum was los. Mit am fröhlichen Hin und
Her beteiligt: Die Schwalbe eines Freundes, die ebenso nagelneu
war wie der Teasy... Was soll ich sagen. Er von rechts, Ich von
links, und dann ein sauberer Treffer in der Mitte. Das kommende
Unglück erkennend, habe ich noch versucht wegzuziehen. Dummerweise
zu spät. Die Hangflieger kennen sicher dieses Geräusch, dem meist
ein Applaus der Zuschauer folgt. Mein Teasy folgte einer ballistischen
Flugbahn und schlug dann, aus ca. 30m Höhe, senkrecht unterhalb
der Hangkante in's idyllisch gründende Gras ein. Ein Ziehen des
Höhenruderknüppels bis zur Gürtelschnalle fruchtete leider nicht.
Die Bowdenzüge hatte sich beim Aufschlag in der Luft bereits gelöst...
Die
Schwalbe konnte noch gelandet werden. Die Punkte für das Beenden
des Fluges gingen also nicht an mich.
Nach Begutachtung der Wracks bekam die Schwalbe (rechts im Bild)
dann aber Abzüge in der B-Note. Wie mit der zermatschten Fläche
noch eine Landung vollbracht werden konnte ist mir ein Rätsel. (Gute
Arbeit Arnold!)
Beim Teasy sah die Sache dann besser aus. Ein Stück zerfetztes
Querruder im Trefferbereich und eine angeknackste Fläche, die aber
durchaus reparabel erschien. War sie dann auch. 2 Abende Bastelkeller
und sie sah fast aus wie neu. Das Leitwerk hatte überhaupt keinen
Schaden und der Rumpf lediglich kleine GFK-Stauchungen, die nicht
weiter tragisch sind. Ein kleiner Riß geht noch von der Ober- auf
die Unterseite des Rumpfes, an der Stelle, wo der Flächenrundstahl
in den Rumpf mündet. Den 10er Stahl hat es auch ein wenig verzogen...
Nach der Reparatur stellte sich dann noch ein defektes Querrudergetriebe
heraus, was in diesem Urlaub ein weiteres Genußfliegen mit dem Teasy
vermasselte. DAS habe ich wirklich bedauert!! Auf der Unterseite
der Tragfläche war die Beplankung von der Nasen- bis zur Endleiste
gebrochen. Und da konnte ich dann auch sehen, das dies just die
Stelle in der Tragfläche war, wo der Holm endete.

An der Bruchstelle (Flächenunterseite)
wurden 2 neue Hilfsholme eingeharzt. Der vordere ist mit dem
Originalholm auf einige Zentimeter verklebt. Das sollte halten!
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Nach dem Aushärten des Harzes wurde
alles mit MODAX Leichtspachtel wieder in Form gebracht. Direkt
nach verschleifen kann dann wieder die Folie aufgebracht werden.
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Den Teasy kann ich wärmstens empfehlen! Das Preis-/Leistungsverhältnis
des Baukastens ist schon super. Wenn ich dann noch die Flugleistungen
in Betracht ziehe ist das ganze Angebot ein echtes Schmankerl. Durch
die geteilten Flächen und das einfach aufgesteckte V-Leitwerk ergeben
sich auch keinerlei Transportprobleme. Durch die begnadeten Allroundeigenschaften
ist es sicher auch ein toller Flieger für den Urlaub mit Familie.
Und die Hangrocker unter uns werden damit auch einen Heidenspaß
haben.

Hier gibts auch noch einen Film
mit dem Teasy. Achtung, 23MB!
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