Descent - Mehr als nur ein Spiel

Wie alles anfing - die kurze Version
Ein Kumpel hat mich drauf gebracht.
Wie alles anfing - die lange Version
Nach Südafrika auswandern? Klar, kein Problem.
Die Freundin hat schon nen Job bekommen und ist 5 Wochen vor mir
nach Johannesburg gezogen. Ich habe schon mal einen Grossteil meiner
Möbel verkauft und mir 4 Wochen Urlaub genommen um auch runter
zu fliegen und mich intensiv auf Jobsuche zu begeben. Tja, dann
bin ich hingeflogen. Corinna hat mich am Flughafen abgeholt und
musste dann aber gleich wieder in die Arbeit. Als ich sie dann Abends
wiedergesehen habe wollte ich sie dann erstmal niederknutschen.
Worauf sie mich etwas reserviert empfing, zurückwies und mir
dann eröffnete, das es vielleicht doch nicht das Richtige wäre
und irgendwie alles nicht so ist, wie sie sich das vorgestellt hatte.
Hmm. SO hatte ich mir das auch nicht vorgestellt.
Naja, Südafrika ist immerhin ein schönes Land um dort
nen Tritt verpasst zu bekommen... Ich habe dann noch versucht sowas
wie nen entspannten Urlaub dort zu organisieren. Aber auch da war
Weihnachtszeit und entweder alles geschlossen, oder alles ausgebucht.
Nach 3 Tagen hatte ich die Schnauze voll und bin wieder zurück
gen Heimat geflogen.
Ok, jetzt musste ich mir erstmal ein Trostpflaster verpassen. Was
kam in Frage: Neues Mopped? Stereoanlage? Oder vielleicht meinen
ersten PC? Jo, warum nicht. Also zu nem Kumpel gefahren, Bierchen
getrunken, Tütchen geraucht, PC bestellt. Der hat mir den dann
auch zusammengeschraubt. Es war schon ein Pentium! Sogar mit 133
MHz Prozessor. Und weil es mir damals finanziell blendend ging (no
wife, no kids) habe ich mir auch gleich 32(!)MB RAM und eine 1GB
Festplatte einbauen lassen. Von der 2MB Grafikkarte brauchen wir
gar nicht zu reden. Ich war der König im gesamten Bekanntenkreis.
Eine so schnelle Maschine hatte sonst keiner! Der geneigte Leser
möge selbst bestimmen wann das wohl gewesen sein koennte ;-)
Ja und was macht man mit so ner Kiste? Ich habe erstmal angefangen
mich in diversen Internetchats rumzulümmeln (www.orion.de (ja,
ehrlich ;-) )). Und dann kam Jens vorbei und brachte die heilige
Descent CD zum Zwecke der geordneten Installation mit. Ich bin noch
eben losgefahren um mir Ethernetkarte und Joystick (Wingman Extreme)
zu besorgen.
Und dann sind nach kurzen Telefonaten ca. 4 rotäugige Blassgesichter
mit zuckenden Augäpfeln bei mir eingefallen um mir zu zeigen
was virtueller Schmerz ist...
Ich habe meinen heiligen Schrein mit eingebautem CD-ROM und nun
auch Netzwerkkarte ins Musikzimmer gestellt. Da gab es noch Platz
fuer ein Tischlein zwischen meinen beiden 60kg (pro Stueck) Bassboxen.
Die Soundkarte wurde direkt an den Verstärker gehängt,
der die beiden Waschmaschinen mit Membranen speiste. Wie ich schon
sagte. Ich war der König ;-)
Fossi ging in die Küche. Und wenn ich mich recht entsinne
waren Cyborg, Duke und Spesedy dann im Wohnzimmer untergebracht.
Ich bekam eine Einweisung und Cy hat schon mal alle verfügbaren
Level via LAN auf meine PC kopiert. (Ich hatte ja schliesslich ne
1GB Platte, die kriegt man ja nie im Leben voll. Da ist ja massig
Platz...)
Ja und dann gings los. Das war so gegen 19:00.
Nach der ersten Minute war dem König bereits der erste Zacken
aus der Krone gebrochen und nach ner halben Stunde stand mein purpurner
Umhang in Flammen und mein Zepter lag am Boden.
Ebenso wie meine Moral.
Ich kam mit der Steuerung einfach nicht zurecht. Ich meine, ich
kam schon vorwaerts und um die Kurven, aber sobald mir einer ne
Concussion (Billigrakete aus dem Ramsch-regal) in den Hintern steckte
habbich ein klein wenig verkrampft und aus wars mit der Koordination
zwischen linker und rechter Hand...
Wenigstens der Sound war geil, wenn mein Schiff explodierte. Schöner,
satter Bass. ;-)
Nach 2 Stunden habe ich es dann schon geschafft mein Schiff so
zu drehen, das ich sehen konnte, wer mich da alle macht. Ein echtes
Erfolgserlebnis! Und nach 4 Stunden begann dann langsam meine Mutation
vom Opfer zum Gegner. 23 Uhr war dann Pizza holen angesagt. Man
lebt nicht nur vom Bier allein... Selbige wurde dann von breit grinsenden
Mündern verzehrt. War halt einfach geil.
Danach gings weiter. Auf die Plätz, fertig, bumm.
Ab und an habe ich dann auch mal jemanden getroffen. Die Fortschritte
waren echt spürbar und steigerte natürlich Motivation
und Spaß. Das Gejohle in meiner 3-Zimmerbude unterm Dach war
unbeschreiblich. Ständige Wortwechsel zwischen Küche,
Wohnzimmer und Musikzimmer (bei normalen Leuten ist sowas das Kinderzimmer...)
Na warte, Dich hol ich mir; AAAAH Du Sau! Wo hast Du denn gesteckt;
usw... Und immer zwischendrin ein fröhliches: "Ich hab
da was dickes, rotes gefunden *träller*" (Die Mega-Missile
ist dick, rot und hat ein Haifischmaul aufgemalt das man dann sieht
wenn sie einen gleich frontal erwischt).
Ja, so ging das dann mit einigen Zigarettenpausen zwischendurch
bis Sonnenaufgang. Dann haben wir noch nen Kaffee getrunken und
uns dann... wieder vor die PCs gesetzt. Aber 9:00 war dann Schicht.
Alle sind nach Hause gefahren um ne Runde zu schlafen. Musste ja
sein. Schliesslich sollte es um 17:00 weitergehen :)
Wer Descent richtig spielt, der weiss was ich dann im Bett erlebt
habe. Die Augen waren zwar geschlossen, aber ruhig waren sie nicht.
AAAAAAAAAAAAAAAaah, Mega von links. Puh, Glück gehabt. Smart
von rechts. oh oh oh ooooh ooooooooh... wieder entkommen. Und irgendwie
hat das Bett so komisch geschaukelt und sich dauernd gedreht...
Und des Abends ging es dann wieder weiter. Same procedure as yesterday.
Aber diesmal gab es Thai-Essen. Und ich bin noch besser geworden.
Vielmehr brauch ich von dem zweiten Tag nicht zu erzählen,
ausser einer Sache noch, die ich wohl nie mehr vergessen werde:
Wir flogen in D1 im Level Modem mayhem.
Da gabs im Aussengang (grosses Rechteck mit diversen Gängen
nach innen in den grossen Ballsaal) eine versteckte Tür. Wenn
man sich da reingestellt hat und die Tür war auf, dann konnte
man einen langen Gang der einen Flanke des rechteckigen Gebäudes
hinunterschauen. Und etwa in der Mitte ging nach rechts ein Gang
in den grossen Innenraum. Da war ich nun hinter der geschlossenen
Tür und habe gewartet bis ich draussen was höre. Die dicke
rote Mega hing schon recht locker an der Tragfläche... Und?
Nix is passiert. Irgendwo sind die Bastarde rumgedonnert, nur vor
mein Rohr wollte keiner kommen. Irgendwann mach ich die Tür
mit nem Flare wieder auf und gerade in dem Moment kam Cy um die
Ecke und ich sehe den wohlgeformten Hintern seines Pyros den Gang
runterschweben. Ich feuer die Mega ab und er haut sofort den Nachbrenner
rein und versucht im engen Gang zu entkommen. Beim ersten Quergang
haut er seine Kiste um die Kurve, aber die Mega ist schon zu nah
und schafft die Kurve perfekt.
Eine Sekunde später höre ich eine dumpfe Explosion und
oben am Bildschirm erscheinen drei Meldungen:
Stefan killed Cyborg
Stefan killed Duke
Stefan killed Fossi
Ich glaube so breit hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gegrinst.
Der Rookie hat alle 3 Chefs auf einmal platt gemacht.
Es kamen dann auch diverse Unverschämtheiten aus Küche
und Wohnzimmer an mein Ohr.
Ich hab dann einfach meine Boxen ein bisschen lauter gedreht ;-)
Ja, das war also meine Einstiegsstory. Einige Monate später
kam dann D2 auf den Markt. Das habe ich aber nicht viel gespielt.
Weiss nicht mehr warum. Wahrscheinlich Zeitgründe oder Frauen,
oder beides...
Ja und dann kam eine Zeit der Abstinenz, mein Umzug von Rüsselsheim
nach München, die Kinder usw... Und dann habe ich in einer
Firma gearbeitet wo Doom II gespielt wurde. Dann habe ich zu einer
4ma gewechselt wo Duke Nukem und Battlezone gespielt wurde und dann
habe ich in einer 4ma angefangen wo nix gespielt wurde... Meine
Zeit war mal wieder gekommen. Heute spielt man in der 4ma Descent...
:-)
Letzte Aktualisierung:
30.08.2003
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